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Möge die Sprache mit dir sein!

Filme, Serien und Bücher haben einen enormen Einfluss auf unsere Sprache. So haben viele Wörter und Phrasen, die wir heute ganz selbstverständlich nutzen, ihren Ursprung in fiktiven Welten.

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– Sprachlabor –
16. Mai 2024
Möge die Sprache mit dir sein!
Filme, Serien und Bücher haben einen enormen Einfluss auf unsere Sprache. So haben viele Wörter und Phrasen, die wir heute ganz selbstverständlich nutzen, ihren Ursprung in fiktiven Welten.

Unser Wortschatz und unsere Sprache entwickeln sich fortlaufend weiter. Auch die Medien haben hier einen großen Einfluss. So schleichen sich von kreativen (Drehbuch‑)Autoren komplett neu erfundene Ausdrücke oder von ihnen verwendete Fachsprache in unseren alltäglichen Sprachgebrauch ein.

„Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind.“*
Jeder von uns kennt und benutzt sie: Begriffe und Zitate aus Filmen, Büchern und Serien. Manchmal verwenden wir sie ganz bewusst, weil wir beispielsweise unsere Liebe zu einem Film zum Ausdruck bringen wollen. Und manchmal auch unbewusst, weil sie im allgemeinen Sprachschatz fest verwurzelt sind und uns gar nicht klar ist, woher diese Wörter und Sätze eigentlich stammen.

In einer 2023 veröffentlichten Studie der TU Chemnitz zeigt Christina Sanchez‑Stockhammer, Professorin für Englische und Digitale Sprachwissenschaft, dass Begriffe aus dem „Star Wars“‑Universum bereits ein fester Bestandteil der englischen Sprache sind. Sie untersuchte dabei, in welchem Umfang und mit welcher Bedeutung typische Begriffe aus der weit, weit entfernten Galaxie – so zum Beispiel die Begriffe Jedi, Padawan, dunkle Seite und Lichtschwert – in digitalen Texten wie Blogs und Nachrichten verwendet werden. Das Wort „Jedi“ taucht beispielsweise mehr als viermal pro eine Million Wörter auf. Das ist ungefähr genauso häufig wie das Wort „jewel“, das zum allgemeinen Wortschatz gezählt werden kann. Besonders interessant ist dabei auch, dass mehr als ein Drittel der Verwendungen der „Star Wars“‑Begriffe gar keinen direkten Bezug zu den Filmen hatte. Als Beispiel wird hierfür „Be one with your external iTunes Library, young Padawan“ genannt.

„Star Wars ist ein so wichtiger Teil der Populärkultur geworden, dass etwa Yodas Rolle als Mentor oder das Aussehen von Lichtschwertern in weiten Teilen der Bevölkerung als bekannt vorausgesetzt werden können und somit die Grundlage für innovative Sprachverwendung bilden können“, erklärt Sanchez‑Stockhammer. Auch mehrere Wörterbücher haben bereits einige der Begriffe aus der Sternensaga aufgenommen. So enthält das Oxford English Dictionary alle in der Studie untersuchten Begriffe.

Doch auch andere Filme, Serien und Bücher haben Begriffe hervorgebracht, die wir ganz selbstverständlich in unserem Alltag verwenden. Wir haben für euch eine kleine Auswahl zusammengestellt:

„Es lebt!“*
Das kann man über Roboter sagen. Oder besser gesagt, über das, was ursprünglich mal als Roboter bezeichnet wurde. Der Begriff stammt nämlich – wenig verwunderlich – aus der Science‑Fiction. Zum ersten Mal wurde er im Drama R.U.R. – Rossum’s Universal Robots des tschechischen Schriftstellers Karel Čapek verwendet. Abgeleitet vom westslawischen Wort für Fronarbeit, wurde der Begriff für künstliche Menschen verwendet, die als billige Arbeitskräfte dienen. Die Bedeutung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Heute würden wir dazu eher Androiden sagen, während man unter Robotern computergesteuerte Maschinen versteht, die wenig Ähnlichkeit mit Menschen haben.

Die Bezeichnung ‚Robotik‘ für das wissenschaftliche Gebiet, das sich mit der Roboter‑Konstruktion beschäftigt, stammt übrigens vom weltbekannten Sci‑Fi‑Autor Isaac Asimov. Dieser hat mehrere Geschichten rund um das Thema Robotik verfasst und ist auch der Urheber der sogenannten Robotik‑Gesetze. Das oberste lautet: Ein Roboter darf dem Menschen keinen Schaden zufügen.

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt“*
Das trifft auch auf die Suchmaschine Google zu. Jeder kennt sie, jeder nutzt sie und es gibt nichts, was sie nicht findet. Wusstest du jedoch, dass das Verb googlen auf die Fernsehserie Buffy zurückgeht? In der vierten Episode der finalen Staffel, ausgestrahlt am 15. Oktober 2002, fragt der Charakter Willow: „Have you googled her yet?“ Die American Dialect Society kürte daraufhin „to google“ sogar zum Wort des Jahrzehnts 2000 – 2009.

„… ich habe das Gefühl, dass wir nicht mehr in Kansas sind“*
Nein, wir sind nicht in Kansas und auch nicht in Oz. Sondern im Cyberspace – ein Begriff, der heutzutage relativ weitgefasst verwendet wird, um das Internet oder digitale Netzwerke zu beschreiben. Zum ersten Mal taucht das Wort 1984 im Roman Neuromancer des Schriftstellers William Gibson auf. Er beschrieb damit einen virtuellen Raum, in dem Computernutzer interagieren. Und gilt damit auch als einer der Begründer des Cyperpunks, einem Subgenre der Science‑Fiction.

„Ich mach ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann“*
Das passt perfekt zu unserem nächsten Begriff: Freelancer. Das Wort bezeichnet freie Mitarbeiter – oder wie es im Arbeitsrecht heißt: selbstständige Arbeitskräfte. Also Menschen, die beispielsweise für ein Unternehmen arbeiten, aber nicht bei diesem angestellt sind.

Das englische Wort „freelancer“ geht auf den schottischen Dichter Sir Walter Scott zurück und dessen Geschichte Ivanhoe von 1820. Er wollte für seine Geschichte einen neuen Begriff für angeheuerte Söldner finden. Also Soldaten ohne Loyalität zu einer Flagge, die bereit waren, für denjenigen zu kämpfen, der ihnen am meisten zahlen konnte. Im Englischen: „… whose lances were free to fight for whoever could pay the most”. Daraus kreierte er dann das Wort Freelancer. Und das hat die Zeit überdauert – auch wenn bei den heutigen Freelancern eher selten Lanzen im Spiel sind.

„Ich habe da ein ganz mieses Gefühl!“*
So ähnlich wird sich auch Ingrid Bergman im Film Gas Light (dt. Das Haus der Lady Alquist) von 1944 gefühlt haben. Sie spielt darin eine Frau, in deren Umfeld sich immer wieder mysteriöse Dinge ereignen, was sie zunehmend an ihrem Verstand zweifeln lässt. Der Begriff Gaslighting, der in der Psychologie sowie auch in politischen Diskussionen für ein Verhalten genutzt wird, bei dem eine Person so manipuliert wird, dass sie an ihrem eigenen Verstand zweifelt, ist von diesem Filmtitel abgeleitet beziehungsweise dem zugrundeliegenden Theaterstück von Patrick Hamilton.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie Filme, Serien und Bücher unseren Wortschatz verändern können. Jeder von uns wird sicherlich noch einige weitere Beispiele kennen. Deshalb nutzen wir nun zum Abschied noch eine kleine Arnie‑Hommage und sagen: „We’ll be back!“*

 
 

* Hast du alle Zitate erkannt? Hier die Auflösung:

Die Überschrift unseres Artikels ist eine Abwandlung des wohl berühmtesten Zitats aus dem „Star Wars“‑Franchise schlechthin: „Möge die Macht mit dir sein“ (orig. „May the force be with you“). Der Satz ist als Ausdruck der guten Hoffnung gemeint, etwa beim Abschied oder vor einer großen Herausforderung.

„Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind“ (orig. „The stuff that dreams are made of.“) sagt Humphrey Bogart im Film‑Klassiker Die Spur des Falken von 1941.

„Es lebt!“ (orig. „It’s alive!“) stammt aus dem Horror‑Klassiker Frankenstein von 1931 mit Boris Karloff.

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt“ (orig. „Life was like a box of chocolates. You never know what you’re gonna get.“) kennt man aus dem Film Forrest Gump von 1994 – eine wahre Fundgrube für tolle Zitate.

„… ich habe das Gefühl, dass wir nicht mehr in Kansas sind“ (orig. „… I’ve a feeling we’re not in Kansas any more.“) sagt Judy Garlands Charakter Dorothy zu Toto im Film Der Zauberer von Oz von 1939.

„Ich mach ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann.“ (orig. „I’m gonna make him an offer he can’t refuse.“) Dieses legendäre Zitat stammt aus Francis Ford Coppolas Der Pate von 1972 und wird von Marlon Brandos Charakter Don Corleone gesagt.

„Ich habe da ein ganz mieses Gefühl!“ (orig. „I have a bad feeling about this!“) ist mittlerweile ein Running Gag im “Star Wars”‑Universum und taucht in allen Filmen auf.

Unser Zitat zum Abschied ist eine Abwandlung von Arnold Schwarzeneggers legendärem „I’ll be back!“ (dt. „Ich komme wieder!“) aus dem 1984er Film Terminator.

Quellen: tu-chemnitz.de, huffpost.com, motaword.com, esquire.de, tvdigital.de, theatlantic.com, fr.de, youtube.com/@pbsstoried, netzwelt.de, imdb.com
 

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