EU: Zoll meldet Anstieg an konfiszierten Fälschungen

© Andrey Kuzmin / Fotolia.
Zollbeamte innerhalb der EU konnten im letzten Jahr über 40 Millionen Fälschungen und Plagiate abfangen – das entspricht einem Wert von mehr als 640 Millionen Euro. Experten schätzen jedoch, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist.

Im Vergleich zum Jahr 2014 stieg die Anzahl der sichergestellten Fälschungen um rund 15 %, also etwa 5 Millionen Produkte, an, so die jetzt von der EU-Kommission veröffentlichten Zoll-Statistiken für 2015. Der Wert der beschlagnahmten Artikel kletterte von 617 auf 642 Millionen Euro. Den Löwenanteil unter den Fälschungen machten Tabakwaren und Spielwaren aus, gefolgt von Drogerieprodukten, Lebensmitteln, Kleidung und Accessoires sowie Handyteilen und -zubehör.

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Auffallend ist dabei, dass die Beschlagnahmungen in einzelnen Warenkategorien im Vergleich zu 2014 stark fluktuieren: Während beispielsweise die Anzahl der sichergestellten Lebensmittel, Kfz-Teile und auch Modeaccessoires im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 % anstieg, verzeichneten die EU-Zollbehörden einen deutlichen Rückgang etwa bei gefälschten Getränken und Alkoholika sowie Schmuck.

Die meisten Plagiate wurden in Griechenland, Frankreich, den Niederlanden, Rumänien und Slowenien beschlagnahmt. Deutschland hingegen verzeichnete einen deutlichen Rückgang, von circa 3,2 Millionen auf etwa 2,3 Millionen sichergestellte Artikel. Auch die Anzahl der Beschlagnahmungsfälle in Deutschland sank um beinahe 50 % von etwa 43.000 auf rund 22.000.

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Die Liste der Herkunftsländer der beschlagnahmten Fälschungen führte 2015 wie auch schon im Vorjahr die Volksrepublik China mit rund 41 % an, gefolgt von Montenegro (17 %), Hongkong (9 %), Malaysia (9 %) und Benin (8 %).

Ausschlaggebend für die Erfolge war dabei sehr häufig die Kooperation der Wirtschaft mit dem Zoll. Nicht einmal 2,5 % aller Zoll-Beschlagnahmungen fanden 2015 von Amts wegen statt; dagegen lagen bei fast 98 % aller Aufgriffe entsprechende Anträge durch die Rechteinhaber vor. Die Anzahl der Anträge ist dabei 2015 sprunghaft angestiegen, von nicht einmal 21.000 auf über 33.000 Stück.

Obwohl die Erhebung der EU-Kommission einen guten Einblick in das Ausmaß von Produkt- und Markenpiraterie in der EU darstellt, schätzen Experten, dass die Dunkelziffer der sich im Umlauf befindenden Fälschungen um ein Vielfaches höher ist. „Der Handel mit Fälschungen stellt weiterhin ein massives Problem dar und niemand kennt das genaue Ausmaß“, erklärt Iain Connor von der Wirtschaftskanzlei Pinsent Masons in London. „Bedenkt man die Größe der EU-Wirtschaft und die vielen Wege, die zum Binnenmarkt führen, beläuft sich die Anzahl an Fälschungen mindestens auf das Zehn-, wenn nicht Hundertfache.“

Auch Pierre Moscovici, Beauftragter für Wirtschaft und Finanzen, Steuern und Zoll ist sich der Schwere der Situation bewusst: „Ich war schon Zeuge der hervorragenden Arbeit der Zollbehörden in der EU. Doch die kriminellen Aktivitäten, die unseren Markt mit illegalen Waren überhäufen, lassen nicht nach. Die EU-Kommission wird daher auch in Zukunft eng mit Zollbehörden, internationalen Partnern sowie der Wirtschaft zusammenarbeiten, um einen hohen Schutz für IP-Rechte in der EU zu gewährleisten.“

Quellen: EU Kommission, WorldTrademarkReview, NewEurope

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