Deutscher Zoll: Drastischer Rückgang des Beschlagnahmungswerts

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2023 verzeichnete der deutsche Zoll einen drastischen Rückgang sowohl beim Gesamtwert als auch der Anzahl der beschlagnahmten Fälschungen. Die Jahresbilanz zeigt außerdem, dass sich die Herkunftsländer von Plagiaten kaum ändern – die Transportwege allerdings durchaus.

Beamte des deutschen Zolls beschlagnahmten im vergangenen Jahr insgesamt Fälschungen im Wert von über 200 Millionen Euro. Das ist deutlich weniger als im Vorjahr, als noch Plagiate im Wert von über 434 Millionen Euro beschlagnahmt wurden, und der niedrigste Wert seit mehreren Jahren. Und obwohl die Anzahl der Grenzbeschlagnahmungen von 17.000 auf rund 20.000 Fälle anstieg, reduzierte sich auch die Anzahl der beschlagnahmten Waren, und zwar um über die Hälfte: Während 2022 noch rund 8,6 Millionen Fälschungen beschlagnahmt wurden, verzeichnet der deutsche Zoll im Jahr 2023 nur noch rund 3,3 Millionen beschlagnahmte Plagiate. Das geht aus der neuen Zolljahresstatistik 2023 hervor, die Bundesfinanzminister Christian Lindner und Präsidentin der Generalzolldirektion, Colette Hercher, im Mai vorstellten.

// Gesamtwert beschlagnahmter Fälschungen, 2019 bis 2023
jeweils laut jährlicher Zollstatistik für Deutschland

Beim Beschlagnahmungswert verzeichnet der deutsche Zoll nur in einer Warenkategorie einen deutlichen Anstieg, nämlich bei Spielzeug, Spielen und Sportartikeln. Hier hat sich der Wert fast verdoppelt, auf 6 Millionen Euro (2022: 3,5 Millionen Euro). Den insgesamt höchsten Beschlagnahmungswert erreichten Waren aus der Kategorie persönliches Zubehör, wie schon 2022 und auch schon im Bericht von 2021. Für diese Produktkategorie, zu der etwa Artikel wie Sonnenbrillen, Taschen, Uhren und Schmuck gehören, vermerkt der Zoll für 2023 einen Beschlagnahmungswert von rund 90 Millionen Euro (2022: ca. 280 Millionen Euro).

Obwohl auch die Gesamtzahl der aufgegriffenen Plagiate 2023 deutlich abfiel, verzeichnet der deutsche Zoll in einigen Warenkategorien auch Anstiege. Bei den abgefangenen Arzneimitteln zum Beispiel hat sich die Zahl der beschlagnahmten Produkte mehr als verdoppelt, auf rund 46.000 Artikel (2022: rund 22.000 Artikel). Und auch in den Kategorien elektrische/elektronische Ausrüstung und Computerausrüstung, Kleidung und Zubehör, Körperpflegeprodukte, Persönliches Zubehör, sowie Spielzeug, Spiele und Sportartikel erhöhte sich die Zahl der beschlagnahmten Plagiate.

Wie auch in den Vorjahren lag die Volksrepublik China auch 2023 unter den Herkunftsländern der gefälschten Waren wieder ganz vorne. Gemessen an der Anzahl beschlagnahmter Waren kam rund die Hälfte der beschlagnahmten Plagiate von dort. Auch der zweite und dritte Platz bleiben gleich wie schon 2022, und zwar mit der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong (rund 19 %) und der Türkei (rund 10 %). Weitere wichtige Ursprungsländer waren in diesem Jahr außerdem das Vereinigte Königreich mit rund 7 % sowie Bulgarien und Indien mit jeweils rund 5 % der Gesamtzahl der beschlagnahmten Plagiate.

// Herkunftsländer beschlagnahmter Fälschungen 2023 in Prozent
laut Zollstatistik 2023 für Deutschland, nach Anzahl beschlagnahmter Waren

Interessant ist auch der Blick auf die Transportwege beschlagnahmter Fälschungen: Der wichtigste Handelsweg im Vorjahr, die Seefracht, ging 2023 drastisch zurück, von rund 80 % auf nur noch rund 28 % (gemessen an der Anzahl der aufgegriffenen Plagiate). Im letzten Jahr war die größte Anzahl beschlagnahmter Ware über den Luftverkehr transportiert worden, welche sich im Vergleich zu 2022 auf rund 36 % fast verdreifacht hat. Und auch der Straßenverkehr auf Platz zwei machte 2023 einen dramatischen Sprung: von rund 5 % auf rund 33 %. Betrachtet man hingegen den Beschlagnahmungswert, stehen auch Luftfrachtsendungen auf Platz eins, sie gingen allerdings mit nun rund 50 % deutlich zurück im Vergleich zum Vorjahr (2022 noch rund 75 %).

// Transportwege beschlagnahmter Fälschungen 2023 in Prozent
laut Zollstatistik 2023 für Deutschland, nach Anzahl und Wert beschlagnahmter Waren

Bei den durch die beschlagnahmten Produkte verletzten gewerblichen Schutzrechten bleiben Verstöße gegen Markenrechte zentral und landeten 2023 bei rund 80 % (2022: rund 91 %). Der zweitgrößte Anteil, die Design-Verletzungen, stieg dagegen deutlich an auf rund 17 %, was fast das Dreifache des im Vorjahr verbuchten Werts darstellt (2022: rund 6 %). Verstöße gegen geschützte geografische Angaben blieben bei rund 3 %, eher eine untergeordnete Rolle spielten erneut Verstöße gegen Urheberrechte (ca. 0,29 %), Patente (ca. 0,02 %) und Handelsnamen (ca. 0,01 %). Verstöße gegen Gebrauchsmuster und Sortenschutz blieben bei 0 %, auf die sie schon 2022 absanken.

Die Präsidentin der Generalzolldirektion, Colette Hercher, dankte den Beschäftigten des Zolls für ihren Einsatz bei der Abfertigung von insgesamt mehr als 413 Millionen Warensendungen mit einem Wert von rund 1,4 Billionen Euro. Sie und Bundesfinanzminister Christian Lindner betonen zudem in einer Pressekonferenz auch die Wichtigkeit der Arbeit des Zolls für die deutsche Wirtschaft.

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