Amazon erneut in der Kritik als Lieferant von Fälschungen

Wieder sorgt der Online-Riese Amazon als Händler von Piraterie-Ware für Schlagzeilen: Diesmal stehen Samsung-Akkus im Fokus – alle Exemplare einer Stichprobe des Fachmagazins c’t waren gefälscht, darunter auch direkt bei Amazon gekaufte Artikel.

Bei einer Stichprobe von zwölf Samsung-Akkus, die Journalisten des Fachblatts c’t aktuell von Amazon bezogen hatten, entpuppten sich alle zwölf Akkus als gefälscht. Vier der zwölf Akkus kamen dabei direkt von Amazon („Verkauf und Versand durch Amazon“), die anderen wurden von Drittanbietern verkauft, teilweise mit Lieferung durch Amazon („Verkauf durch …, Versand durch Amazon). Nachdem die c’t-Fachleute zuerst nur kleinere Unterschiede zwischen den Akkus feststellen konnten, gaben sie alle zwölf Testkäufe zur Überprüfung an den Hersteller weiter. Die Experten von Samsung identifizierten schließlich alle zwölf Produkte als Fälschungen.

Aufmerksam auf das Problem gefälschter Akkus bei Amazon war die c’t-Redaktion durch eine Anfrage geworden, in der ein Leser 80 Prozent aller auf Amazon angebotenen Samsung-Akkus als gefälscht eingeschätzt hatte.

Amazon selbst wie auch die mit der Stichprobe getesteten Marketplace-Händler reagierten ausweichend: Man werde sicherstellen, „dass die Angebote für die jeweiligen Produkte geltendem Recht genügen“, so der Marktführer im Online-Versandhandel gegenüber der c’t. Samsung ist dabei keineswegs die einzige betroffene Marke. Beispielsweise werden auch zahlreiche angebliche Original-Akkus für das iPhone auf Seiten wie Amazon und eBay vertrieben; Apple liefert jedoch gar keine Akkus an den Handel, sondern ausschließlich an eigene Werkstätten. Die angeblichen Originale dürften demnach nichts anderes als minderwertige Kopien sein.

Wie lukrativ das Geschäft für die Händler sein kann, zeigt ein schneller Blick auf Alibaba.com: Hier bieten chinesische Hersteller angebliche Samsung-Akkus für 0,73 bis 1,38 Euro an, die sich in Deutschland für bis zu 10 Euro verkaufen lassen – ein einträgliches Geschäft, selbst wenn man Kosten für Versand, Einfuhr und die Gebühren für die Online-Plattformen wie Amazon oder eBay hinzurechnet. Auch die Zollstatistiken (wir berichten über die jüngst veröffentlichten Zahlen des deutschen Zolls) zeigen, dass der Handel boomt: von 7.000 beschlagnahmten gefälschten Handy-Akkus im Jahr 2011 explodierten die Fallzahlen auf über 45.000 gefälschten Handy-Akkus im Jahr 2014.

Aus Kundensicht wären vor allem gute Information der Hersteller hilfreich, um sich vor den kriminellen Geschäftemachern zu schützen. Genau daran fehlt es allerdings allzu oft: Bei der Online-Suche nach „samsung akku fälschung erkennen“, tauchten keine Informationen des Herstellers auf, beschwert sich etwa einer der c’t-Leser. Der koreanische Konzern scheint sich schwer zu tun, seine Kunden zu informieren und so die Nachfrage nach Fälschungen zu senken. Ein Gegenbeispiel bietet beispielsweise der Chip-Hersteller AMD, selbst betroffen von durch Amazon vertriebene Fälschungen (wir berichteten). Das amerikanische Unternehmen bietet etwa eine Webseite, die Kunden beim Erkennen möglicher Fälschungen unterstützt.

Quellen: c‘t, heise.de, AMD

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